Zur Zukunft der Literatur

Ausgehend von einem Interview des bekannten Schriftstellers Charles Lewinsky wird - Stand 5. Dezember 2024 - einmal mehr klar, dass sich die Intelligenzia dem KI-Diskurs entzieht, wenn es um sie selber geht. Und das ist auch plausibel. Aber eben auch allzu menschlich und in Anbetracht der heranbrausenden KI keine wirkliche Option.

Dazu 

  

Von: [email protected] [mailto:[email protected]]
Gesendet: Donnerstag, 21. November 2024 05:09
An: '[email protected]'
Betreff: Ihr Interview in der Luzerner Zeitung zur Zukunft der Literatur 



Sehr geehrter Herr Lewinsky 

 

Vielen Dank, dass Sie sich mit ChatGPT beschäftigen und sich als Schriftsteller dazu auch ÖFFENTLICH ÄUSSERN. Wir können gewiss voneinander lernen. 

 

Ich beschäftige mich nur sehr am Rande mit der Schriftstellerei, aber als ich Ihr Interview in der Luzerner Zeitung las, musste ich dort etwas tiefer hineingehen. 

 

Wenn Sie feststellen, dass ChatGPT nicht wirklich kreativ sei, liegt das daran, dass Sie von einer falschen technischen Vorstellung ausgehen. Im Interview nennen Sie dazu die Limitierung auf die Trainingsdaten und auf das Wahrscheinlichkeitsprizip beim Finden des jeweils nächsten Wortes. 

 

Dass ChatGPT nicht wirklich kreativ sei, werden Sie vermutlich auch aus den Resultaten sehen, die Sie aus ChatGPT erhalten. Dazu ist zu sagen, dass dieses Tool so ziemlich genau das tut, was wir ihm sagen. Es ist da wie ein Spiegel, der Lücken ausfüllt, so wie es übrigens auch unser Gehirn tut, wenn es darum geht, die Welt aus wenigen Informationen, die uns zur Verfügung stehen, zu interpretieren. Und bei dieser Interpretation greift ChatGPT primär auf den Kontext, den wir ihm eingeben. Wenn Resultate mit ChatGPT nicht besonders kreativ sind, liegt das daran, dass wir ihn nicht sagen, dass er besonders kreativ sein soll. Dies greift auch auf das Wahrscheinlichkeitprizip zu. Dieses wird durch unsere Anleitungen im Sinne von bedingten Wahrscheinlichkeiten massgeblich mitgesteuert. Sagen Sie ChatGPT einfach einmal, er soll einen Satz schreiben, indem er Worte aneinander reiht, die zwar grammatikalisch korrekt sind, aber inhaltlich keinen Sinn ergeben. Ich habe das mit meinem SCHRIFTSTELLER GPT 2 jetzt gerade gemacht, und erhalte: "Die seufzende Teekanne hüpft sorgfältig durch das quadratische Vergessen, während der Mond pfefferminzgrün flüstert." 

 

Es kommt bei den Anleitungen immer auch darauf an, welche Definitionen wir den Begriffen zugrunde legen. Haben wir zum Beispiel eine Vorstellung von Kreatitivität, die auch darin besteht, dass Inhalte mit dem natürlichen Erleben möglichst nichts mehr zu tun haben, können wir in diesem Sinne präzisieren. Zum Beispiel so: „Gut gemacht. Nun ist mir aber ‚pfefferminzgrün‘ noch zu wenig kreativ. Das gibt es ja bereits. Es ist sogar der Normalfall. Und auch dass der ‚Mond flüstert‘, wurde vermutlidh schon einige Male von Schriftstellenden geschrieben“. 

 

Mein GPT bringt entsprechend radikalere und experimentellere Fassungen. Das Resultat poste ich Ihnen auf MEINE WEBSITE

 

Wäre ich Schriftsteller, würde ich wohl damit experimentieren, wie radikal und experimentell Texte sein dürfen, damit wir sie noch lesen mögen. Verstehen tun wir sie wohl immer, solange sie noch aus den bekannten Worten bestehen. Worte verstehen wir, und unser Vorstellungsvermögen ist so genial, dass es sich vermutlich bei jeder auch noch so radialen und experimentellen Kombination von Worten eine Vorstellung bilden kann. 

 

Ich bin nicht Sprachforscher, aber ich vermute, dass der Punkt der nicht mehr zu überbietenden Kreativität in genannten Sinne dann erreicht ist, wenn auch die einzelnen Worte in sich auseinanderbrechen, und zwar so weit, dass wir aus ihren Teilen keinen Inhalt mehr erkennen. Ich gebe das meinem GPT jetzt mal so ein. Ich erhalte: "Flurzanket tropfte die neuschwarme Gleisung über das quorende Ylvim, das zersglomm im Wiechern einer fahlstrimmigen Entwesenheit." Wir könnten da noch weiter gehen, aber mit „Ylvim“ zeigt ChatGPT, dass er auch zu dieser Überkreativität imstande ist. 

 

Halten Sie an Ihren Aussagen „Das nächste ‚Blutbuch‘ wird sie [die KI] nicht schreiben. Denn dieses ist formal etwas noch nicht Dagewesenes und bedient sich einer neuen Sprache. Das entzieht sich ihrer Fähigkeit“  und „Sie ist durch ihre Konstruktion prinzipiell unkreativ, wurde sie doch dazu programmiert, für einen Text jeweils das naheliegendste nächste Wort zu finden. Also jenes, das dem vorhergegangenen Wort mit der grössten Wahrscheinlichkeit folgt. Kreativität ist genau das Gegenteil, bei ihr geht es darum, das nicht erwartbare Wort zu finden. Nichts zeigt seine Dummheit so schnell wie die künstliche Intelligenz“ in der Luzerner Zeitung fest? 

 

Freundliche Grüsse 

Urs Rüesch 

 

OpenAI Schweiz® int. 

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